Wallenstein, Isabelle von Waldstein

Isabelle von Wallenstein, geborene von Harrach, war Wallensteins Gemahlin in zweiter Ehe.

Im Sommer 1623 heiratete der damals 40jährige Albrecht von Wallenstein die 22jährige Tochter der Grafen Harrach. Seine erste Frau Lukretia Nikessin von Landek war seit sieben Jahre verstorben, und es galt, den riesigen Grundbesitz durch einen Erben zu sichern. Graf Harrach war Mitglied des kaiserlichen Geheimen Rates und eine der einflußreichsten Persönlichkeiten am kaiserlichen Hofe in Wien. Sein Einfluß bei Hofe und seine internationale Reputation waren so groß, daß, als 1622 Harrachs Tochter, Katharina, mit dem Grafen Maximilian von Wallenstein, einem Vetter Albrechts, vermählt wurde, sogar der Kaiser persönlich zum Hochzeitsfest erschien und Botschafter des Papstes, Spaniens, Dänemarks, Sachsens, und Brandenburgs Geschenke übergaben.

Insofern war die Hochzeit in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall für Albrecht von Wallenstein, galt es doch nun, den durch Bodenspekulation und Inflationsgeld zusammengerafften Reichtum durch Adelstitel zu sichern. Wallenstein war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der arme böhmische Edelmann, der, wie in seiner ersten Ehe, eine gute Partie machte, sondern Wallenstein genoß in vielen Gesellschaftskreisen Einfluß und teilweise Beliebtheit. Ihm gehörte ein viertel von Böhmen; er war Lehnsherr von dreihundert Vasallen. Sein Einkommen aus seinen Mustergütern überstieg schon das der böhmischen Krone.

Wallenstein stand bereits im Ruf einer seiner Stellung übersteigenden Überheblichkeit und Anmaßung. Sein Selbstbewußtsein wurde drei Monate nach der Hochzeit durch die Erhebung in den Fürstenstand bestärkt. Sechs Monate später erhob der Kaiser Friedland zum Fürstentum und zum Erblehn. Im Juni 1625 erfolgt die Ernennung zum Herzog; - Friedland wird Herzogtum.

Dieser gesellschaftliche Höhenflug war jedoch nicht ausschließlich auf den Einfluß seines Schwiegervaters bei Hofe zurückzuführen. Bis Ende 1623 hatte Wallenstein dem Kaiser 5,5 Millionen Gulden vorgestreckt!

Wenn Wallenstein entgegen den Voraussagen seines Horoskopes jemals Gefühle wie Zuneigung und Liebe entwickelt hat, dann wahrscheinlich im Zusammenleben mit Katharina. In der Literatur wird ihm bestätigt, daß er seine Frau mit "Ritterlichkeit und Achtung" behandelte. In einigen seiner Briefe kann man sogar seine Sorge um ihr Wohlergehen herauslesen, insbesondere nach der Geburt des Sohnes Albrecht Carl, der kurze Zeit später starb.

Isabella soll "so fromm wie hübsch und schön wie klug" gewesen sein. Wahrscheinlich hatte Wallenstein Isabella über deren Schwester Katharina kennengelernt, zu der er ein sehr persönliches Verhältnis hatte. Sie, die mit seinem Vetter Max verheiratet war, nannte Wallenstein - entgegen seiner sonst so gepflegten persönlichen Distanz "Frau Caterle".

Ihren Mann, immerhin sein Vetter, schrieb Wallenstein stets mit "Hoch- und Wohlgeborener Graf" an!

Wallenstein, sein Schwiegervater Harrach und dessen Tochter Isabelle im Gespräch

...ein Maus-Klick vergrößert das Bild! Daß die Beziehungen Wallensteins zu seinem Schwiegervater nicht nur auf dessen Beziehungen zum Hofe fixiert waren, zeigt auch ihr gemeinsames Interesse an Bodenspekulationen nach der Enteignung des protestantischen böhmischen Adels ab 1620. Als vorsichtige Geschäftsleute hatte Graf Harrach und sein Schwiegersohn eine Klausel im Lehnsvertrag zwischen dem Kaiser und Wallenstein durchgesetzt, wonach das Herzogtum Friedland, falls das Haus Wallenstein ausstirbt, dem Geschlecht der Harrachs zufallen sollte. Diese diplomatische Rückversicherung hat dem Hause Harrach jedoch nichts genutzt: Nach der Ermordung Wallensteins fielen der größte Teil dieser Güter als Belohnung an einen der Drahtzieher des Mordkomplottes, den Grafen Gallas.

Haupterbe wurde Maximilian von Wallenstein, der Vetter des Ermordeten, der einen besseren Stand bei Hofe hatte.

Nach dem Tode Wallensteins wurden Isabella und ihrer Tochter Maria Elisabeth aufgrund des "Verrats" des Herzogs sämtliche Titel aberkannt.

Isabella hat die reale Welt wahrscheinlich nie begriffen.

Noch einen Tag vor (!) dem Mord an ihrem Ehemann meldete sie schriftlich Forderungen in Wien an, die die Herrschaften Neuschloß, Weißawasser und Hirschberg als ihren Privatbesitz

auswiesen. Als sie die Nachricht vom Tode ihres Gatten auf Schloß Bruck erreichte, forderte sie aufgrund letzter Verfügungen Wallensteins 300.000 Dukaten als Sofortzahlung und jährliche Zuschüsse von 12.000 Dukaten; außerdem den Palast in Prag. Das Geld sollte so bald als möglich überwiesen werden zur Erhaltung ihres Hofstaates...

Isabellas Forderungen und Proteste wurden mit System verschleppt. Es müsse erst noch geprüft werden, wie sie zu behandeln sei, denn der Rechtsweg wurde ausgeschlossen. Über die Jahre der Prüfung kam Isabella in Not und verschuldete. Als sie verzweifelte und keinerlei Anstalten mehr machte, ihre Proteste vorzutragen, wurde ihr "Gnade gewährt".

Zweieihalb Jahre nach dem Tode ihres Gatten erhielt sie die Herrschaften Neuschloß und Böhmisch-Leipa, die ihr Wallenstein einst geschenkt hatte, "aus christlicher Milde" zuerkannt.


Faksimile der Unterschrift der Isabella Wallenstein



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