Anmerkungen zum
Jülich-Kleveschen Erbfolgestreit


Im März 1609 starb der geisteskranke Fürst Johann Wilhelm von Kleve. Sein Fürstentum war wirtschaftlich hochentwickelt und damit ein begehrtes Erbe. Deshalb erhoben nicht nur seine vier Schwestern, deren Gatten und Nachkommen, sondern auch weitere Fürstenfamilien Ansprüche.

Die Landesherren von Brandenburg und Pfalz-Neuburg ließen sich nicht auf Erbfolge-Diskussionen ein, sondern ließen einfach Truppen einrücken. Allerdings benahmen sich deren Truppen nicht wie Bewahrer eines Erbes, sondern wie Truppen in Feindesland.

Diese Gewaltakte alarmierten alle direkt und indirekt betroffenen Interessengruppen, auch die geistlichen Fürstentümer und die spanischen Niederlande.

Selbst Kaiser Rudolf II. entsandte seinen Neffen Erzherzog Leopold V. als Kommissar mit dem Auftrag, die Herzogtümer als erledigte Lehen einzuziehen.

Obwohl die Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg konfessionell gemischt waren, nahm sich die protestantische Union der Sache an. Es wurden Denkschriften verfaßt, in denen die Vorfälle in diesen Herzogtümern verglichen wurden mit den Zwischenfällen im Jahre 1607 in Donauwörth. Mit diesen Argumenten wurde auf einem Unionstag im Februar 1610 die militärische Intervention der protestantischen Parteien beschlossen. Die Stimmung wurde noch angeheizt durch die Bereitschaft König Heinrich IV. von Frankreich, militärischen Beistand zu leisten. Seine Heere sollten in den südlichen Niederlanden und in Oberitalien sogenannte Diversionsangriffe gegen die Spanier durchführen. Damit war der Erbstreit plötzlich zur internationalen Krise ausgeweitet. Die Ermordung König Heinrichs am 14. Mai 1610 machte die Einmischung Frankreichs zunächst gegenstandslos, der Konflikt entwickelte sich aber in kleinerem Maßstab weiter. Ein gemischtes Kontingent aus französischen, niederländischen, englischen und unionistischen Söldnern marschierte in Jülich ein und vertrieb Erzherzog Leopold. Erst 1614 wurde ein mühevoller Kompromiß gefunden, nachdem auch noch spanische und niederländische Truppen einmarschiert waren. Die Länder wurden aufgeteilt.

Georg Wilhelm von Brandenburg erhielt Kleve, Mark und Ravensberg mit den Lehen in Brabant und Flandern. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg bekam Jülich und Berg.

Der Jülich-Klevesche Erbfolgekrieg enthüllt bereits die spannungsgeladene Situation in Europa am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.
Großmächte wie Frankreich, England, die Niederlande und Spanien waren ohne weiteres bereit, für ein lokales Problem sofort zu den Waffen zu greifen.

Berücksichtigt man die politischen und ökonomischen Spannungen im deutschen Kaiserreich, war es geradezu folgerichtig, daß der große Krieg dann auf deutschem Boden stattfand.