TRAUTMANNDORFF, Maximilian von


Maximilian Graf von Trautmannsdorff  ) 1   und Weinsberg, Freiherr von Gleichenberg, Neuenstadt, Negau, Herr von Teinitz, Ritter vom Goldenen Vlies, kaiserlicher Obersthofmeister und Präsident des Geheimen Rats, war der jüngste Sohn eines hohen Beamten am Wiener Hof. Sein Vater, Johann Friedrich, war königlicher Kriegspräsident und Geheimer Rat.
Bereits als Jugendlicher konvertiert Maximilian Trautmannsdorff zum Katholizismus. Nach seiner Ausbildung absolviert er die in seinen Kreisen übliche Kavalierstour. Auf solchen Reisen durch das Reich vervollkommnete man nicht nur seine Bildung, sondern knüpfte (vor allen Dingen) gesellschaftliche Kontakte. Von 1593 bis 1606 dient er im kaiserlichen Heer im Kampf gegen die Türken, später als Rittmeister der spanischen Krone in den Niederlanden.
Er heiratet die Tochter des Grafen von Palfi; der Ehe entstammen neun Söhne und sechs Töchter.
Seine steile diplomatische Karriere begann schon früh unter Kaiser Rudolf II.  Er wurde zum Reichshofrat und 1612 zum Oberhofmeister der Gemahlinnen der Kaiser Matthias Ferdinand II.  und Ferdinand III.  berufen.

Bereits vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges hatte Trautmannsdorff große Erfolge auf diplomatischem Gebiet vorzuweisen. So hatte er maßgeblichen Anteil am militärischen Bündnis des stets verschuldeten österreichischen Kaisers mit der katholischen Liga, die unter der Führung des Herzogs von Bayern stand - dem einzigen katholischen Fürsten mit einer gefüllten Kriegskasse. Auch die Verhandlungen mit dem spanischen Hof scheinen zur Zufriedenheit beider Vertragspartner ausgegangen zu sein und wurden offenbar honoriert, denn Trautmannsdorff ließ sich wenig später mit dem Orden des Goldenen Vlieses porträtieren, einem der höchsten Orden, der im Habsburger Reich zu vergeben war.

Für seine Verhandlungsergebnisse mit dem schwierigen Partner Bethel Gabor, dem Fürsten von Siebenbürgen, wurde Trautmannsdorff 1623 in den Reichsgrafenstand erhoben.

In den folgenden Jahren macht er eine steile Karriere in kaiserlichen Diensten: 1627 wird ihm der wichtige Gesandtenposten in Dresden übertragen, und 1629 führte er die Verhandlungen mit dem Bayerischen Kurfürsten über die Rückgabe von Oberösterreich. Maximilian von Bayern hatte diese Gebiete als Pfand für seine militärischen Auslagen im Kampf gegen die sogenannten Böhmischen Aufständischen erhalten.

Im Jahre 1630 wird er Hauptberater Kaiser Ferdinands II. auf dem Kurfürstentag in Regensburg.  ) 2   1632 vermittelt er zwischen dem Kaiser und Wallenstein, ist aber wenig später am Sturz Wallensteins aktiv beteiligt.  ) 3  

Nach dem Tod des schwedischen Königs wurde Ferdinand von seinem Hofkriegsrat dahingehend beeinflußt, Wallenstein zu einer militärischen Entscheidung zu drängen. Wallenstein hingegen sah den Zeitpunkt für Verhandlungen gekommen. Er war in der Schlacht bei Lützen nur knapp einer Niederlage entkommen und erkannte, daß es in dem nun schon seit 14 Jahren dauernden Krieg keinen Sieger geben konnte. Nun wollte er den Krieg nach seinen Plänen zu Ende bringen. Wallenstein schlug sein Lager in Böhmen auf und begann von dort aus verstärkt die Realisierung seiner Friedenspläne zu betreiben.

Im Dezember 1633 hatte sich die Situation zwischen Ferdinand und Wallenstein dramatisch zugespitzt.

Regensburg hatte sich den schwedischen Truppen unter Bernhard von Sachsen-Weimar ergeben, und Wallenstein meldete im Dezember nach Wien, daß er seinen Feldzug gegen das besetzte Regensburg abgebrochen und sich nach Böhmen ins Winterquartier zurückgezogen hatte.

Am 14. Dezember erhält Wallenstein vom Wiener Hofkriegsrat den Befehl, unverzüglich wieder gegen Regensburg zu marschieren. In einer Lagerbesprechnung mit seinen Generälen und Regimentskommandeuren wird der kaiserliche Befehl verweigert. Ein Winterfeldzug würde die Soldaten "crepieren und desperieren" lassen heißt es in einem Gutachten. Ferdinand beugt sich zwar den Argumenten der Offiziere, wird jedoch durch ein Gegengutachten des Feldmarschalls Piccolomini mißtrauisch.

Piccolomini, einer der engsten Vertrauten Wallensteins, hatte im Auftrag Ferdinands das Gegengutachten erstellt, in dem er Wallenstein unterstellt, die militärische Entscheidung zu verschleppen, um Zeit für seine Friedensverhandlungen zu gewinnen.

Am 12. Januar berief Wallenstein seine Obristen zum Kriegsrat nach Pilsen. Er ließ alle Anwesenden eine schriftliche Erklärung unterschrieben, das sogenannte erste Pilsener Revert. Alle anwesenden Offiziere unterschrieben und beteuerten, für ihn ihr Leben "... bis zum letzten aufgesparten Blutstropfen aufzusetzen...".

Auch Octavio Piccolomini, der Verfasser des Gegengutachtens zum vom Kaiser geforderten Winterfeldzug zur Befreiung Regensburgs, unterzeichnete die Urkunden.  ) 4  

Es enthielt auch nicht den Ansatz einer Verschwörung, denn erstens läßt ein Mann wie Wallenstein nicht willkürlich fast fünfzig "Verschwörer" zusammenrufen und die Verschwörung auch noch durch Unterschrift bestätigen, und es fehlte zweitens dem Treueschwur die klar definierte Aussage: welche Konsequenzen entstehen für den einzelnen Unterzeichner dieses Revers, wenn sich Wallenstein gegen den Kaiser wendet oder der Kaiser gegen Wallenstein.

Die Gegner Wallensteins bei Hofe interpretierten den Inhalt der Urkunde in der Form, daß der Feldherr seine Offiziere nicht auf den Kaiser, sondern auf seine Person schwören ließ.

Ein Kaiser ohne Befehlsgewalt über die Armee käme einer Entmachtung gleich.

Ferdinand II. war nie ein ausgesprochener Tatmensch, aber er hatte genügend Berater, die ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt hatten, zu dem eine Aktivität notwendig wurde. So veranlaßte er unter strengster Geheimhaltung eine Untersuchung gegen Wallenstein. Die Untersuchungskommission aus "unabhängigen Richtern" sollte die Frage beantworten, ob sich Wallenstein des Verrats und der Rebellion schuldig gemacht hatte. Mitglieder der Kommission waren der kaiserliche Berater Fürst von Eggenberg , Graf von Trautmansdorff und der Wiener Bischof Anton Wolfrath. Getagt wurde im Hause Eggenbergs. Die Kommission fand natürlich die Befürchtungen des Kaisers bestätigt, wobei sie dabei von der spanischen Partei bei Hofe bestärkt wurde und sprach Wallenstein schuldig.

Ferdinand unterzeichnete daraufhin am 24. Januar 1634 ein geheimes Ächtungsdekret gegen Wallenstein und dessen Gefolgsleute Ilow und Trczka.

In diesem Dekret wird zum vorläufigen Befehlshaber der Armee Wallensteins Stellvertreter, Graf Gallas, ernannt. Ihm wird die Aufgabe übertragen, den Herzog und seine beiden Mitverschworenen gefangenzunehmen und nach Wien zu bringen oder als überführte Schuldige zu töten.

Wörtlich heißt es dort "e numero mortalium exturbare", - aus der Zahl der Sterblichen zu eliminieren.

Eine am 18. Februar von Ferdinand ausgestellte öffentliche Absetzungsurkunde führte zum allgemeinen Abfall der Truppen.

In der Nacht vom 25. zum 26. Februar 1634 werden die Vertrauten Wallensteins, Ilow , Trczka und Kinsky auf einem Bankett auf der Burg in Eger überfallen und ermordet.

Wallenstein selbst wird in seinem Quartier durch Deveroux , einen Hauptmann des Butlerschen Regiments, ermordet.

Als die Meldung von der Ermordung Wallensteins in Wien eintrifft, waren es unter anderem Schlick und Trautmannsdorf, die sich ".... so herzlich freuten, daß endlich derjenige hin sei, ... der dem Land soviel Schaden und Leids zugefügt und verursacht hat..." [2]

Während des ganzen Jahres 1634 fanden Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg I. statt. Johann Georg war es ernst mit einem Frieden und der Vertreibung der ausländischen Eindringlinge. Auch der Kaiser war jetzt bereit, wovor er sich noch vor Jahren sträubte, nämlich zur Aufhebung des Restitutionsediktes.  ) 5  

Die Meinungsänderung des Kaisers und seine Bereitschaft mit Johann Georg Friedensverhandlungen zu führen, waren nicht zuletzt auch auf die diplomatischen Einflüsse Trautmannsdorffs zurückzuführen. Auf Anraten Trautmannsdorffs kommt es zwischen dem Kaiser und Johann Georg von Sachsen zum Friedensschluß von Prag, der am 20. Mai 1635 zum Reichsfrieden ausgeweitet wurde.

Seine größte diplomatische Leistung vollbrachte Trautmannsdorf als kaiserlicher Prinzipal-Gesandter bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Durch seine geradlinige Verhandlungsführung erwarb sich Trautmannsdorf als einer der ältesten und erfahrensten Diplomaten des Kongresses bei allen Gesandten beider Konfessionen großes Ansehen und - was noch mehr zählte - Vertrauen. Seinem Verhandlungsgeschick war es zu verdanken, daß ein Ausgleich mit Schweden und eine Verständigung mit Frankreich zustande kamen, ohne daß die kaiserliche Macht in den Erblanden geschwächt wurde.

Trautmannsdorff kann als der eigentliche Schöpfer des Vertragswerkes angesehen werden - obwohl seine Unterschrift auf dem Friedensvertrag fehlt.

Das hat mehrere Ursachen: nachdem er durch eine geschickte Pendeldiplomatie zwischen den Schweden in Osnabrück und den Franzosen in Münster für das Haus Habsburg den Umständen entsprechend günstige Abkommen und Einigungsverträge abgeschlossen hatte, änderte Maximilian von Bayern seine Politik. Bayern schloß mit Schweden und Frankreich einen Neutralitätsvertrag und veränderte damit die Kräfteverhältnisse bei den Friedensverhandlungen zu Gunsten der Gegner Habsburgs. Als auch noch Intrigen der Kriegspartei am Wiener Hof seine Pläne gefährdeten, resignierte Trautmannsdorf und verließ den Kongreß. Offiziell begründete er seinen Rückzug mit gesundheitlichen Problemen.  ) 6  

Sein Nachfolger wurde der als unnachgiebig bekannte Unterhändler Isaac Volmar.

Am 10. Januar 1649 erhält Trautmannsdorff ein kaiserliches Anerkennungsschreiben für seine Verdienste bei den Vertragsverhandlungen.

Schon ein Jahr danach stirbt er in Wien. Er ist - wie sein Vater - in der Kirche in Trautmannsdorf beigesetzt.



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