TAUPADELL , George Christoph von
(in der Literatur oft auch Dübald genannt)


George Christoph von Taupadell wird in der Literatur sehr selten erwähnt, oft unter den Namen Dübald, Duwall und Hauboldt geführt bzw. mit diesen verwechselt. Insbesondere die Verwechslung mit dem liederlichen Stellvertreter Thurns, dem "Branntweinsäufer" Duval, der auch unter schwedischer Flagge kämpfte, ist geradezu eine Beleidigung, vergleicht man die Leistungen der beiden.

Taupadell hatte das Handikap, entweder im Schatten des schwedischen Königs Gustav Adolf oder unter dem Kommando Bernhards von Sachsen-Weimars zu stehen. Obwohl beide ihn persönlich hoch schätzten, und ihm großes Vertrauen schenkten, bekam er nie den Befehl über ein eigenes Heer.

George Taupadell stammt aus dem Dorfe Taupadel im Herzogtum Altenburg, zwischen Schmölln und Gößnitz, südlich von Leipzig gelegen. Seine Eltern, Heinrich und Susanne auf Fichtenberg, entstammen wahrscheinlich dem kleinen Landadel. Söhnen solcher Familien blieb in friedlichen Zeiten nur die bürokratische Karriere an einem Fürstenhof. In kriegerischen Zeiten bot sich die militärische Laufbahn an. War man erst Offizier, brauchte man keine Befürchtungen zu haben, zu den Ausgeraubten und Ruinierten zu gehören; - man beraubte und ruinierte andere.

Die Zeichen standen auf Krieg, und so finden wir George zwangsläufig in den Diensten eines der bekanntesten Feldherren dieser Zeit: Bernhard von Sachsen-Weimar; - damals noch als Obrist im dänischen Heer.

Nach dem Frieden von Lübeck zwischen Dänemark und dem deutschen Reich im Jahre 1630, und dem Eingreifen Gustav Adolfs ins europäische Kriegsgeschehen 1631, trat Taupadell mit Bernhard in schwedische Dienste.

Bereits im ersten Jahr fiel er dem schwedischen König bei der Einnahme der Stadt Landsberg durch sein Draufgängertum auf. Im Januar 1632 besetzte er unter dem Kommando des schwedischen Feldherrn Baner die Stadt Magdeburg, um sie gegen den heranziehenden Pappenheim zu verteidigen.

Im April 1632 dringt er gewaltsam in die schwäbische Stadt Leutkirch ein und nimmt die Besatzung gefangen.

Im Juni des gleichenJahres stehen sich Wallenstein und Gustav Adolf bei Nürnberg gegenüber.

Taupadell wird mit einem Regiment Dragoner zur Feindaufklärung kommandiert. Der Aufklärungsritt gerät zur Falle: seine Dragoner werden von den feindlichen Kroaten niedergemacht und er selber gefangengenommen. Wallenstein läßt Taupadell jedoch ohne Lösegeld, und mit Geschenken und Friedensvorschlägen für den schwedischen König versehen, wieder frei.

Die Friedensvorschläge bleiben von Gustav Adolf unbeantwortet; keine der kriegsführenden Parteien ist zu diesem Zeitpunkt an einem Frieden interessiert.

Kaum ist Taupadell aus der Gefangenschaft entlassen, erobert er (mit Rückendeckung durch den Schwedenkönig) die Stadt Freystädtlein und verbrennt die dort lagernden feindlichen Vorräte in den Magazinen der Stadt. Bei seinem Rückzug geraten die Schweden durch einen Überraschungsangriff der Kaiserlichen in Schwierigkeiten, können das Blatt jedoch wenden und die kaiserlichen Obristen Sparr, Trczka, Leslie und Gordon gefangennehmen.

Ende September 1632 setzt sich Taupadell in Coburg fest und wird von Wallenstein und Maximilian von Bayern belagert. Mehrmalige Aufforderungen, sich zu ergeben, schlägt Taupadell aus. Wallenstein ist durch diese Weigerung so aufgebracht, daß er ihm ausrichten läßt, ihn bei Einnahme der Stadt aufzuhängen.

Taupadell bleibt unbeirrt, und als die kaiserlichen Truppen mit Sturmleitern anrücken, unternimmt er einen riskanten Ausfall, überrascht die feindlichen Sturmtrupps; die Angreifer verlieren dabei 500 Mann. Das Schloß wird von den Truppen Wallensteins vergeblich beschossen; die Stadt jedoch wird noch vor dem Rückzug der kaiserlichen Truppen nach Lützen am 5. Oktober geplündert.

Belobigt und zum Generalmajor befördert, wird Taupadell von König Gustav Adolf als schwedischer Kommandand in Erfurt eingesetzt. Dort erfährt er durch ein Schreiben des königlichen Hofpredigers Fabricius vom Tode des Schwedenkönigs in der Schlacht bei Lützen.

Im März 1633 steht er in Franken wieder kaiserlichen Truppen gegenüber und vernichtet dabei das Regiment des Kroatenobristen Orosi Paul. Paul, der ihn ein Jahr vorher bei Nürnberg gefangen nahm, ist nun seinerseits Gefangener von Taupadell.

Die Gefangennahme eines feindlichen Obristen verlief nach eingespieltem Ehrenkodex. In der Regel wurden die Obristen gegen ein Lösegeld freigelassen, oder sie entschieden sich - in der Regel aus "wirtschaflichen" Erwägungen - ein Kommando beim Sieger anzutreten.

Paul scheint sich freigekauft zu haben, denn im September 1633 vermelden die Chroniken, daß Paul, gemeinsam mit dem kaiserlichen General Holk, in Sachsen bis in den Raum Leipzig eingefallen ist und reiche Beute gemacht hat. Im Klartext bedeutet das, daß die betroffenen Bevölkerung bis zur Grenze der Leidensfähigkeit ausgeraubt und traktiert wurde.

Taupadell lauerte Paul erneut auf und nahm ihm beim Überfall die Beute und 500 Pferde ab. Paul, der sich nur durch die Flucht retten konnte, stürzte beim Überqueren eines Flusses vom Pferde und kam ums Leben.

Handstreichartige Überfälle, taktische Attacken und das rechte Maß an räuberischem Draufgängertum zeichnen die Taktik Taupadells auch weiterhin aus.

Einige Beispiele seiner Aktionen :

· Noch im Mai 1633 überfällt er den ungarischen Obristen Psionsky bei Wunsiedel. Er überrascht die ungarisch-kroatische Soldateska beim Kartenspiel. Die Pferde sind noch an die Krippen gebunden und Psionsky kann sich gerade noch ohne Hut und ohne Sattel aus dem Staube machen.

· Im Juni belagert er erfolglos die Stadt Kronach. Bei einem Ausfall der Verteidiger tarnt er seinen Rückzug als Flucht. Er läßt Bagagewagen und zwei Kanonen zurück und verleitet die Verteidiger, ihn zu verfolgen. Die ganze Aktion war vorher mit seinem Obristen von Rosen abgesprochen, der die Verfolger in den Rücken fällt, als sich ihnen Taupadell plötzlich und unerwartet mit seiner Truppe entgegenstellte. Die Verfolger werden geschlagen, die Stadt Kronach eingenommen und der Gouverneur von Kronach, übrigens ein geborener Türke, gefangen genommen.

Mitte des Jahres 1633 stürmt und plündert Taupadell die Stadt Kehrheim, als er unter dem schwedischen General Lars Kagg und unter dem Oberkommando Bernhard von Sachsen-Weimar zur Belagerung Regensburgs abkommandiert wird.

Regensburg fällt am 5. Oktober 1633 und Taupadell zieht mit seinen Reitern und Dragonern weiter nach Cham, stürmt die Stadt und nimmt in ihr Quartier. Zu spät erscheinen die Wallensteinschen Truppen, um Cham zu retten. Die Aufforderung zur Übergabe lehnt Taupadell wie immer ab; Wallenstein muß sich unverrichteter Dinge Richtung Böhmen zurückziehen; - verfolgt von Taupadell. Dieser wiederum wird von Bernhard von Sachsen-Weimar vor Wallenstein gewarnt, sich militärisch nicht überraschen zu lassen. Wallenstein hatte sich nämlich über General Holk an Bernhard von Sachsen-Weimar mit Friedensvorschlägen gewandt. Nach den bisherigen Erfahrungen, die Bernhard mit den Taktiken Wallensteins sammeln konnte, war Skepsis angebracht. Bernhard war mißtrauisch und zögert. Er wußte, daß schon früher Thurn und Duwall in Schlesien von Wallensteins getäuscht wurden.

"Für den Herzog von Friedland werde er keinen Hund satteln lassen" soll Bernhard geantwortet haben, als ihn die Unterhändler Wallensteins dringend um Unterstützung baten.

Von Taupadell hatte Bernhard aus Cham erfahren, daß der Kaiser Wallenstein für abgesetzt erklärt und Gallas zum Oberbefehlshaber ernannt hatte. Als sich Bernhard am 27. Februar 1634, wenn auch zögerlich, dazu entschließt, Richtung Eger aufzubrechen, erreicht ihn die Nachricht von der Ermordung Wallensteins. Bernhard versucht daraufhin aus der Not eine Tugend zu machen und die Verwirrung im Lager Wallensteins zur Eroberung Pilsens auszunutzen. In Pilsen vermutete er zu Recht umfangreiche Artilleriebestände.

Auch Taupadell will die vermeindliche Verwirrung der kaiserlichen Generäle ausnutzen und marschiert Richtung Fürth, erobert Eschel und Eschelcham. Als er sich Fürth nähert, ist er nicht davon informiert, daß Fürth bereits von den kaiserlichen Truppen gestürmt ist. Der Marsch auf die Stadt erfolgte deshalb ohne die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. Taupadells Dragoner ritten unvorbereitet ins gegnerische Feuer; Taupadell wurde dabei der linke Arm abgeschossen.

In den Jahren 1634/1635 entwickelte sich die politische und militärische Lage zu Gunsten des Hauses Habsburg und seiner katholischen Parteigänger.

In der Zeit nach dem Tode des Schwedenkönigs geht seinen politischen Erben die große Idee der Verteidigung der Sache des Protestantismus und auch die militärische Initiative verloren. Die Disziplin in der schwedischen Armee ist Vergangenheit und die Kommandostrukturen leiden unter Eifersüchteleien der konkurrierenden Generäle.

Auf Seiten der Kaiserlichen übernimmt Ferdinand,der Sohn des Kaisers den Oberbefehl über das Heer. Regensburg und Donauwörth werden zurückerobert und bei Nördlingen vereinigen sich das kaiserliche und das spanische Heer im Kampf gegen die Schweden.

Am 6. September 1634 kam es zu der entscheidendenden Schlacht bei Nördlingen, die mit einer vernichtenden Niederlage der vereinten schwedischen Truppen endete. Taupadell kommandiert in dieser Schlacht die Reiterei Bernhards von Sachsen-Weimar. Die Schlacht bei Nördlingen war militärisch vielfach dramatischer als es 1631 die Schlacht bei Breitenfeld für die Kaiserlichen war, und sie war für die protestantische Sache verhängnisvoller. Militärisch bedeutete sie das Ende der schwedischen Armee.

Nach der Schlacht bei Nördlingen schien es kurzzeitig eine Zeitspanne des militärischen und politischen Gleichgewichts zu geben. Keine der bisher aktiven europäischen Mächte war in der Lage, der machtpolitischen Entwicklung eine entscheidende Wende zu geben.

Es war die letzte Möglichkeit für einen Frieden in Deutschland, aber keine der beteiligten Parteien wollte den Frieden wirklich; der Kurfürst von Sachen vielleicht ausgenommen.

Solche Situationen waren die Freiräume für Freibeuter und Abenteuertypen wie Taupadell. Während Strategen wie Bernhard von Sachsen-Weimar bemühten sich einen nicht zu kleinen Teil aus dem Kuchen der Konkursmasse der deutschen Nation für ihre späten Jahre zu sichern, gewinnt der Betrachter den Eindruck, daß dutzende kleine Möchtegern-Helden auf Kosten der Bevölkerung ihren Privatkrieg führten. Nach der Schlacht bezieht Taupadell zunächst eine Stellung bei Schondorf, aus der er aber von Walter Butler, einem der Mörder Wallensteins verdrängt wird; nur mit Mühe kann er sich nach Gustavsburg zu Bernhard retten.

Einige Zeit später erwähnen die Chroniken, daß Taupadell sich zunächst in Höchst aufhält, dann Speyer besetzt und im April 1635 "mit glücklichem Erfolg einen Streifzug" ins Würtembergische macht. Die Bewohner werden es anders gesehen haben...

Bei Rheinhausen stürmt Taupadell vergeblich die Verteidigungsstellungen des kaiserlichen Generals Gallas. Beide treffen jedoch ein Jahr später in Burgund aufeinander. Der unfähige Gallas wird 1636 in der Schlacht von Champlitte von den Truppen Bernhards geschlagen. Taupadell greift dort das Lager der Kroaten an und erobert das Gepäck und die angesammelte Beute des Kroatengenerals Isolani.

Bis November des Jahres verfolgt er die Reiterei der zurückweichenden Armee Gallas.

Im Jahre 1637 tauchen seine Reiter in der Gegend um Breisach auf. Breisach wurde von den Schweden und den mit ihnen verbundenen und an der Festung interessierten Franzosen als die Schlüsselstellung im südlichen Deutschland angesehen. Auch am Wiener Hof verdrängten die strategischen Spekulationen im Jahre 1637/1638 alle anderen möglichen militärischen Alternativen.

Um Breisach, das von den kaiserlichen Truppen verteidigt wurde, zu erobern, war die Überquerung des Rheins notwendig. Die einzige strategische Brücke bei Rheinfelden wurde von den Kaiserlichen unter dem Kommando des italienischen Söldnerführers Savelli und General Werth verteidigt.

Im Januar 1638 belagerte Bernhard von Sachsen-Weimar und unter seinem Kommando Taupadell Rheinfelden. Zunächst ohne Erfolg, denn die Angriffe Werths und Savellis zwangen sie zum Rückzug.

Drei Tage später gelang es Bernhard allerdings, die beiden Feldherren in einer großen Feldschlacht zu besiegen. Unter den 3.000 Gefangenen, die Bernhard und sein Heer machen konnte, befanden sich auch die Generäle Werth, Savelli, Enkevort und Sperreuter. General Werth wurde von Taupadell gefangen genommen. Welche Bedeutung Werth zugesprochen wurde, zeigt die Tatsache, daß in Paris für seine Gefangennahme Dankesgottesdienste abgehalten wurden! Nun stand den Truppen Bernhards ganz Schwaben offen.

Taupadell nahm die Verteidigungsstellungen bei Hüningen ein und schnitt damit Breisach vom Nachschub ab. Nach damaliger Meinung war Breisach das Tor nach Süddeutschland und zum Oberrhein. Bernhard belagerte Breisach seit Juni 1638, und von kaiserlicher Seite wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Breisach zu befreien. Zunächst versuchte General Heinz Götz sein Kriegsglück.

Der erste, der ihm eine empfindliche Niederlage beibrachte, war Taupadell. Beim Städtchen Benfeld erbeutete er 1.000 Pferde, 13 Standarten und 4 Pauken.

Am 10. August 1638 wurde Götz allerdings bei Wittenweiher von Bernhards Truppen so vernichtend geschlagen, daß von seinen 12.000 Soldaten nach der Schlacht nur noch 3.000 unter kaiserliche Fahnen zurückkehrten. Bei der überstürzten Verfolgung des geschlagenen Feindes geriet dabei Taupadell in Gefangenschaft und wird zu Savelli nach Offenburg gebracht.

Savelli, der sich offenbar aus seiner Gefangenschaft bei Rheinfelden sehr schnell freikaufen konnte, war wahrscheinlich nachtragend. Er versagte angeblich dem verwundeten Taupadell ärztliche Hilfe.

Taupadell muß in der Gunst Bernhards sehr hoch gestanden haben, denn Bernhard schickte ihm nicht nur Geld, sondern gleichzeitig eine Drohung an Savelli mit folgendem Inhalt:

"Wird Taupadell schlecht behandelt und durch Krankheit für weitere Dienste unfähig gemacht, so kann künftig kein gesunder Cavallier gegen eine kranken ausgewechselt werden, sondern ich werde einen gesunden gefangenen Kaiserlichen General nehmen und ihn so zurichten lassen, daß von seiner Erledigung keine Dienste gehofft werden können."

Savelli war Söldner und als solcher nicht durch Drohungen gegenüber fiktiven Gefangenen zu beeinflussen.

Erst im Februar 1640 wurde Taupadell gegen den bei Rheinfelden in Gefangenschaft geratenen General Sperreuter ausgetauscht. Das lag sicher auch daran, daß sein Gönner Bernhard von Sachsen-Weimar am 18. Juli 1639 gestorben war. Ob er nun vergiftet wurde oder an Entkräftung verstarb, wird Taupadell nie erfahren haben.

Bernhards Heer war von Frankreich aufgekauft worden, die Schweden verfolgten eigene Interessen, die Kaiserlichen waren keine Alternative für Taupadell. Letztlich entschied er sich zunächst für Frankreich, in dessen Heer auch seine alten Kumpanen Sold und Beute gefunden hatten.

Im Spätherbst 1640 beschließt der schwedische Feldherr Baner von Thüringen aus nach Regensburg zu marschieren. In Eilmärschen durchquerte er im Winter 1640/41 Thüringen und die Oberpfalz bis zur Donau. Im Januar 1641 erschien er mit seinem Heer vor Regensburg. Taupadell und der französische Marschall Guébriant unterbrachen ihre Plünderungen am Oberrhein und waren ihm gefolgt.

In Regensburg waren der Kaiser und die katholischen Stände zum Reichstag versammelt. Baners Absichten waren mehrschichtig: einerseits war die moralische Wirkung auf die Versammelten nicht zu unterschätzen. War doch hier ein feindliches Heer ohne behindert zu werden und zudem im Winter, unter den Augen des Kaisers aufmarschiert und andererseits wollte er tatsächlich über die vereiste Donau zum Angriff übersetzen. Aber Ferdinand III. behielt einen kühlen Kopf, schloß den Reichstag nicht, sondern verstärkte die Befestigungen und hoffte auf Tauwetter.

Seine Hoffnungen erfüllten sich. Ein Übersetzen des schwedischen Heeres wurde unmöglich.

Baner mußte unverrichteter Dinge abziehen; Guébriant trennte sich von ihm, zum einen aus Furcht davor, daß ihm sein Rückzug nach Frankreich abgeschnitten wird und zum anderen aus persönlichen Zerwürfnissen. In letzter Zeit war es zwischen ihnen häufig zu Auseinandersetzungen über die weitere Strategie der Feldzüge gekommen. Aber nicht nur der Franzose, auch Taupadell machte Schwierigkeiten. Es war Baners Plan, tief nach Bayern und ins unverteidigte Mähren einzudringen, wo er reiche Beute und bequeme Winterquartiere erwartete. Taupadell erklärte nun, die katholischen Reiter im französich-weimarischen Heere würden, wenn sie nach Bayern kämen, zu ihren Glaubensbrüdern überlaufen. Die Meinungen darüber gingen soweit auseinander, daß es zwischen Baner und Taupadell zum Handgemenge kamen.

Letztlich zog Taupadell mit Guébriant Richtung Bamberg ab und Baner stand plötzlich allein dem gesamten kaiserlichen Heer gegenüber.

Der nunmehr notwendige Rückzug Baners ging durch die praktizierte militärisch-taktische Meisterleistung des Schweden in die Analen der Kriegsgeschichte des 30jährigen Krieges ein.

Trotz intensiver Verfolgung durch die kaiserlichen Truppen, konnte er daß Heer relativ unbeschadet vor der Vernichtung retten.

An der Saale vereinigten sich die drei Heere wieder - verfolgt von Piccolomini. Am 29. April 1641 versucht Taupadell vergeblich, Piccolomini am Übergang über die Saale zu hindern. Trotz dreier Treffer, die allesamt vom Lederkoller abgehalten wurden, muß er sich bis nach Halberstadt zurückziehen. In Halberstadt stirbt Baner. Piccolomini versuchte die eingetretene Führungsschwäche der vereinigten schwedischen und französischen Heere auszunutzen und rückt gegen Wolfenbüttel, um es von der Belagerung durch schwedische Truppen zu befreien.

Am 29. Juni kommt es zur Schlacht, in deren Verlauf Taupadell mit seiner Reiterei fast die gesamten bayerischen Fußtruppen vernichtet und damit wesentlich zum Sieg beitrug.

In den Reihen der Schweden war übrigens vor Beginn der Schlacht die schwarzverhangene Bahre ihres verstorbenen Feldherrn Baner aufgestellt worden. Symbolisch sollte "unter seinen Augen" gefochten werden.

Während die Schweden murrend und ohne Sold auf die Ankunft ihres neuen Oberbefehlshabers Torstenson warteten, praktizierte Taupadell Söldnerideologie: er "streifte" zwischen Hildesheim und Hornburg und überfiel bei dieser Gelegenheit den kaiserlichen General Bruay. Abgesehen von der Beute, brachte er dadurch den Plan Piccolominis zum Stocken Hildesheim anzugreifen.

Die Zerwürfnisse innerhalb der vereinigten Heere führten dazu, daß sich Marschall Guébriant entschloß sich mit seinem Heeresteil nach Westen abzusetzen. Taupadell ließ sich durch den Rang eines General-Leutnands dazu überreden, mit seinem Truppenteil mitzuziehen.

Auf dem Zug Richtung Frankreich wurde in der Gegend zwischen Krefeld und Kempen der kaiserliche General Lamboy überrascht. Überfallartig wurde er am 17. Januar 1642 angegriffen und innerhalb von zwei Stunden geschlagen. Lamboy und General Mercy gerieten in Gefangenschaft.

Taupadell schlug sein Hauptqurtier in Bedburg auf. Als er in das dem Grafen von Salm gehörenden Haus einziehen wollte, wurde ihm das Pferd unter dem Sattel erschossen: 200 Bauern hatten sich in dem Hause verbarrikadiert und leisteten Widerstand. Die Chronik weiß zu berichten, daß auch dreimal auf die Kutsche seiner Gattin geschossen wurde. Was aus den Bauern geworden ist, hält die Chronik nicht für erwähnenswert...

In der Folgezeit ist Taupadell u.a. auch Gesandter der Landgräfin Amelia Elisabeth in Kassel.

Im Jahr 1643 findet man Taupadell im südwestdeutschen Raum: in Überlingen am Bodensee und in Schwaben, wo er sich unbeliebt macht durch Beschwerden über die Unfähigkeit des kommandierenden Marschalls und seiner Generale. Wie recht er hatte, zeigte sich in der Schlacht bei Tuttlingen an der Donau, in der durch die vereinigten kaiserlichen Truppenteile der Generale Hatzfeld, Mercy und Werth das gesamte französisch-weimarische Heer aufgerieben wurde.

Nur durch seinen alten Kriegskameraden General von Rosen wird der kranke Taupadell vor der Gefangenschaft gerettet.

Das weitere Leben Taupadells ist ungenau dokumentiert. Es wird nur noch erwähnt daß er im Sommer 1645 über Straßburg nach Mainz zu Turenne marschiert und daß er am 12. März 1647 in Basel stirbt.

Taupadell wird sicher nicht verhungert sein, aber er gehörte nicht zu den Kriegsgewinnlern eines Schlages Piccolominis oder Liechtensteins (oder auch Wallensteins), die gnadenlos auf die materielle Sicherung ihres Stammbaumes orientierten. Er war einer der Wenigen, der sich mit dem Rang eines Generals begnügte, obwohl er vom soldatischen Können her Versagern wie Gallas oder Holk wahrscheinlich überlegen war.

Wahrscheinlich fehlten ihm die Beziehungen zu den richtigen Leuten bei Hofe.



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