BANER, Johan

Johan Baner wurde am 23. Juni 1596, als Sohn des im Jahre 1600 enthaupteten Reichsrates Gustav Baner geboren.

Als einst König Carl IX. den jugendlichen Baner scherzhaft fragte, ob er nicht bald in seine Dienste treten wolle, soll Johan geantwortet haben: "Dir mag der Teufel dienen, und ich nicht; Du hast meinen Vater erschlagen". Für einige Historiker ist dies ein früher Ausdruck eines entschlossenen Charakters und Zeichen von Zivilcourage. Für den nachdenklichen Zeitgenossen bleiben Zweifel, ob die als roh und barbarisch verschrieenen Machtkämpfe des europäischen Adels wirklich so unmenschlich waren, wenn der Sohn eines hingerichteten Oppositionellen im Zentrum der neuen Machthaber so ungestraft seine ungeschminkte Meinung sagen durfte.

Auf jeden Fall waren die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen ihm und Gustav Adolf offenbar besser als vermutet, und seine Neigung für eine militärische Laufbahn so ausgeprägt, daß Baner 1615 in das Regiment seines Bruders Swante eintrat. Er nahm am Feldzug gegen Rußland teil, wurde 1617 Cornet, 1620 Capitaine.

Im Polnischen Krieg 1621 wurde er beim Sturm auf die belagerte Stadt Riga verwundet und von Gustv Adolf zum Obristen ernannt.

Für seine erwiesene Tapferkeit u.a. bei der Eroberung von Mitau und Kockenhusen wird Baner 1626 zum Kommandanten von Riga ernannt. Er verhandelt gemeinsam mit Oxenstierna und den Polen einen 6jährigen Waffenstillstand aus, der 1629 unterzeichnet wird. Damit ist für Gustav Adolf der Rücken frei für sein militärisches Eingreifen auf dem deutschen Kriegsschauplatz. 1630 wird Baner Reichsrat und General der Infanterie und folgt dem König nach Deutschland. Zunächst erobert er, militärisch unbedrängt, einige befestigte Städte in Pommern. Anfang 1631 schließt er das 5jährige Bündnis mit Frankreich zu Bärwalde.

Dieses Bündnis zwischen Schweden und Frankreich ist ein wichtiger Indikator für die tatsächlichen politisch-ideologischen Hintergründe der Ziele Gustav Adolfs. Es beweist, daß der wahre Grund für das militärische Eingreifen nicht, wie propagandistisch verkündet, die "Rettung der Religionsverwandten" war, sondern handfeste kontinentale Interessen bestanden.

Der Vertragspartner gehörte wahrlich nicht zu den Religionsverwandten. Für Baner waren die Vertragsverhandlungen ein schweres Stück Arbeit, denn unabhängig von dem gemeinsamen Ziel - der Schwächung der Habsburger Macht - die Vorurteile waren beträchtlich.

Richelieu konnte sich lange Zeit nicht überwinden, den Sohn des schedischen "Usurpators" Karl IX. den Titel König anzuerkennen. Alle katholischen Mächte und Freunde des Polenkönigs verhielten sich so.

Aber der Zweck heiligt nicht nur die Mittel, er führt auch zu Kompromissen. Beide Mächte machten Zugeständnisse. Der nunmehr ausgehandelte Vertrag sah vor, sich gegenseitig Hilfe zu leisten, d.h. militärisch zu unterstützen. Vertriebenen Reichsfürsten sollte wieder zu ihrem Thron verholfen werden und die Verhältnisse so hergestellt werden, wie sie vor Ausbruch des Krieges herrschten. Praktisch war vorgesehen, daß Schweden 30.000 Mann unter Waffen hielt und Frankreich 40.000 Taler jährlich an Subsidien zahlt. Katholische Gebiete durften nicht verwüstet und Friedensverhandlungen mit dem Kaiser nur im gegenseitigen Einvernehmen geführt werden.

Die erste große militärische Kraftprobe erwartet das schwedische Heer am 18. September 1631 bei Breitenfeld. Erwartet ist hier der falsche Ausdruck, denn Tilly wollte um jeden Preis eine Schlacht zu diesem Zeitpunkt und mit diesem seinem abgewirtschafteten Heer vermeiden. Außerdem hoffte er auf die Verstärkung durch die angeforderten Truppen Aldringers . Aber sein Vertreter Pappenheim hielt Tilly für unfähig, ja senil; außerdem fehlte ihm, Pappenheim, jeder Wirklichkeitssinn, den er jedoch oft durch sein Draufgängertum ausglich. Er erzwang die Schlacht, und Tilly mußte ihm mit den Worten folgen: "Dieser Kerl wird mich um meine Ehre und meinen guten Ruf bringen, und den Kaiser um sein Land und Volk".

Am Mittwoch den 18. September 1631, gegen neun Uhr, stießen die beiden Heere beim Dorfe Breitenfeld, unweit von Leipzig, aufeinander. Baner kämpfte auf dem rechten Flügel der Schweden, der von Pappenheims Kürassieren als erster und besonders heftig angegriffen wurde. Der Flankenangriff Pappenheims und der Kroaten wäre für die Schweden normalerweise verhängnisvoll gewesen; was Pappenheim aber offensichtlich übersehen hatte, war die neue taktische Aufstellung des schwedischen Heeres. Statt der massierten Aufstellung der Reiter Knie an Knie, war die Kavallerie in kleine Karrés aufgestellt, die nach allen Seiten Bewegungsmöglichkeit hatten und in ihren freien Räumen von Musketieren geschützt wurden. So konnte Baners schwedische Reiterei beim Angriff Pappenheims augenblicklich kehrt machen und Pappenheim war zwischen ihnen und den schwedischen Reserven eingeschlossen. Pappenheim konnte sich noch so gut wie eben möglich zurückziehen, aber der entscheidende Überraschungseffekt war vertan.

Nun konzentrierten die Kaiserlichen ihre Angriffe auf die sächsischen Regimenter, die ihnen im Bündnis mit den Schweden gegenüberstanden. Nach der ersten starken Kanonade bröckelte die Frontlinie der Sachsen; als die kroatische Reiterei über sie herfiel, wendete der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg , sein Pferd und kam auf seiner Flucht erst nach 20 Kilometer zum Stehen. Seine Offiziere folgten ihm. Die Soldaten hatten keine Pferde, waren etwas langsamer, begriffen aber schneller, daß sie nicht verfolgt wurden. Sie machten das Beste daraus und überfielen die schwedischen Troßwagen.

Damit war der gesamte linke Flügel der Schweden aufgelöst. Jetzt erst bewiesen Gustav Adolf und seine Kommandeure ihre wahren Fähigkeiten; der König befehligte persönlich die Reserven seiner Reiterei zum erfolgreichen Angriff auf den Gegner. Der Sieg der Schweden bei Breitenfeld war total und wurde zum Symbol für eine Wende des Krieges zugunsten der Protestanten.

In der Folgezeit marschierte Baner in westlicher Richtung, nahm bei Magdeburg die Reste der abziehenden Rostocker Besatzung gefangen und besetzte 1632 Magdeburg bzw. das, was nach dem Sturm durch die kaiserlichen Truppen und dem anschließenden Brand davon übrig geblieben war. Anschließend zog er durch Westphalen, deckte den Rückzug des Königs von Ingolstadt, um dann relativ eigenständig in Schwaben Krieg zu führen.

In der Schlacht gegen Wallenstein bei Nürnberg wurde Baner verwundet. Während sich der schwedische König Richtung Norden zurückzieht, bleibt Baner mit 12.000 Mann an der Bayerischen Grenze zurück; er fehlt den Schweden in der Schlacht bei Lützen! Nach dem Tode des Königs in dieser Schlacht wird er 1633 Generalgouverneur in Pommern. Nach Lützen gab es kein einheitliches schwedisches Heer. Es existierten vier Hauptheere, jeweils unter dem Kommando von Gustav Horn , Johan Baner, Wilhelm V. von Hessen-Kassel und Bernhard von Sachsen-Weimar .

1634 avanciert Baner zum Feldmarschall und kommandierenden General in Niedersachsen; er erobert Frankfurt und Crossen. Im Verein mit dem sächsischen General Arnim fallen sie in Böhmen ein.

Die Beziehungen zwischen diesen beiden Persönlichkeiten nahmen jedoch fast täglich an Spannung zu. Baner ist mißtrauisch, weil Arnim einen Friedensschluß in Deutschland ohne Einflußnahme ausländischer Mächte anstrebt.

Nach der Niederlage der vereinigten protestantischen Heere bei Nördlingen bröckeln die Bündnisse; Festungen und Truppen gehen verloren. Die Sachsen kündigen das Bündnis auf und Arnim trennt sich von Baner.

Nun ist Baner die einzige schwedische militärische Hoffnung in Deutschland. Aber er hat keine Freunde - außer dem Landgrafen von Hessen-Kassel. Die Sachsen sind durch den Pirnaer Friedensschluß von den Schweden abgefallen; die Bevölkerung der schwer in Mitleidenschaft genommenen Länder sieht in den Schweden auch nicht mehr die Heilbringer. Die Disziplin der Truppe ist katastrophal, das ursprüngliche Sendungsbewußtsein ist durch Raub und systematische Verwüstung der eroberten Gebiete verloren gegangen.

In Schlesien verweigert man den Truppen Quartier, er muß sich für den Winter bis nach Magdeburg und Halberstadt zurückziehen.

Baner muß offen zugeben, daß er seine Truppen nicht mehr fest im Griff hat. In einer solchen Lage hat Baner weder die notwendige Geschicklichkeit noch genügend Brutalität, um eine Meuterei zu unterdrücken.

Im Oktober verzweifelt Baner. Ganze Regimenter mißachten seine Befehle. Er gab damals gegenüber Oxenstierna offen zu, schon mit dem Gedanken gespielt zu haben, sich dem Kurfürsten von Sachesen zu ergeben. In letzter Minute kam Hilfe und regelte das Gleichgewicht knapp zu seinem Gunsten: mit Polen war durch Vermittlung Frankreichs ein Waffenstillstand geschlossen worden. Und die für diesen möglichen Krieg bereitgehaltenen Soldaten schlossen sich Baner an. Teile der Meuterer kehrten in Erwartung weiterer Beute zurück.

Von Disziplin kann jedoch keine Rede sein. Baner schreibt:"...daß jeder Offizier Befehle gibt, wie es ihm beliebt...". Trotzdem sind seine Truppen zu einem schnellen Vormarsch im Winter bereit. Ein Vorposten bei Dömitz an der Elbe wird überrannt und die Sachsen bei Goldberg besiegt. Die Siege bei Dömitz und Goldberg verhindern eine offene Meuterei.

Der Abfall der einstigen Verbündeten kommt Baner in dieser Situation sehr gelegen. Die schwedischen Truppen können jetzt das ganze Land als feindlich betrachten und ihre Vorräte durch Plünderungen noch rücksichtsloser auffüllen, als zu der Zeit, in der sie sich nach außen hin der Komödie eines Schutzbündnisses beugen mußten. Aber es gab nichts mehr zu plündern. Baner behauptete in einem Brief an Oxenstierna, daß weder in Anhalt noch in Halle für seine Leute ein einziges Getreidekorn da sei.

Im Elsaß wurden schon die Leichen der Verbrecher von den Galgen gerissen und gierig verzehrt; im Rheinland bewachte man die Friedhöfe, damit die Frischbegrabenen nicht wieder ausgegraben wurden.

Die Sachsen waren in Mecklenburg eingefallen und teilweise bis zur Ostsee vorgedrungen. Gemeinsam mit den kaiserlichen Truppen hatten sie Magdeburg erobert.

Der schwedische General Torstenson kommt mit Hilfstruppen aus Preußen Baner zu Hilfe. Es gelingt ihnen, die Sachsen aus Mecklenburg zurückzudrängen. Baner marschiert weiter durch Brandenburg und fällt 1636 in Sachsen ein. Noch im gleichen Jahr erringen die Schweden unter Baner einen glänzenden Sieg bei Wittstock. Dieser Sieg basierte nicht so sehr auf einer großen taktischen Leistung, sondern baute auf einem listenreichen, gewagten Plan auf. - Ein Erfolgsrezept, das typisch für Baner war.

Aber der Plan war erfolgreich: Baner erbeutete über einhundertdreißig Kanonen, den gesamten Troß und frische Waffenvorräte. Das Schießpulver konnte nur deshalb nicht erbeutet werden, weil es die Kaiserlichen in die Luft sprengten.

Wenn auch die Bedeutung der Schlacht nicht mit denen von Breitenfeld, Lützen oder Nördlingen zu vergleichen war, so waren durch den Sieg drei wichtige Ziele erreicht worden: in der Volksmeinung war das stark ramponierte Ansehen der schwedischen Armee wieder hergestellt, die militärische Stärke Sachsens auf längere Zeit gelähmt und Brandenburg wehrlos. Danach war der weitere Vormarsch Baners nicht aufzuhalten: er vertrieb die Sachsen aus Thüringen, die Kaiserlichen aus Hessen und Westphalen und konnte in den folgenden Jahren Torgau und Leipzig erobern.

Im Sommer 1636 sah sich Baner den kaiserlichen Heere in Stärke von 40.000 Mann gegenüber. Er hatte noch ca 10.000 Soldaten unter seinem Kommando (und mehr als 30.000 Schmarotzer, die mit dem Heer umherzogen).

Baner mußte der Übermacht weichen. Seine Rückzugsgefechte waren Glanzstücke militärischer Taktik.

Gallas , der die Aufgabe übertragen bekam, die Schweden übers Meer zu treiben, machte dabei eine außerordentlich schlechte Figur. Entweder kam Gallas bei Torgau zu spät, um die Schweden zu vernichten, oder er ließ Baner bei Landsberg, nach dem er ihn schon eingeschlossen hatte, entwischen. - Baner war zu diesem Zeitpunkt noch ein listiger, mit allen Wassern gewaschener Feldherr; Gallas schon von der Trunksucht gezeichnet. Außerdem war Gallas Offizierscorps zu dieser Zeit mit zu vielen zu hohen Chargen bestückt, die naturgemäß und aus Profilierungsgründen widerspruchsvolle Befehle erließen.

Unter diesen Umständen konnte Gallas noch nicht einmal eine ihm angebotene Schlacht annehmen...

Zwar gelang es ihm, Baner bis Hinterpommern zurückzudrängen, aber als dieser im Sommer 1638 durch 14.000 Soldaten aus Schweden Verstärkung erhält, war Gallas am Ende. Das Hinterland war verwüstet, die Truppe ausgehungert und demoralisiert. Gallas mußte sich bis Mecklenburg zurückziehen. Der Offensivdruck der Schweden war so stark, daß sich die kaiserlichen Truppen bis an die Grenze der Erblande zurückziehen mußten. Jetzt war Baner am Ziel seiner strategischen Pläne: den Krieg in die seiner Meinung nach noch verschonten Gebiete Süddeutschlands und Österreichs zu tragen.

Zunächst drang er in Sachsen ein, schlägt bei Elsterburg den kaiserlichen General Salis. Im April 1639 schlägt er die vereinten Heere des kaiserlichen Generals Puchaim und des kursächsischen General-Feldmarschalls Morzin bei Chemnitz vernichtend. Er dringt weiter nach Böhmen vor und besiegt dort die kaiserliche Reiterei unter Lorenz von Hoffkirchen, der ihn aufhalten sollte. Hoffkirchen und General Raimond von Montecucculi geraten in Gefangenschaft.

Kurze Zeit später steht Baner vor den Toren Prags. Allerdings geht sein Plan nicht auf:Prag wird zäh verteidigt und die Bauern rebellieren nicht wie erwartet gegen die katholischen Habsburger; - es gab einfach zu wenige von ihnen...

Baner notiert: "Ich habe nicht geglaubt, das Königreich Böhmen so heruntergekommen, verwüstet und ausgeplündert zu finden... denn zwischen Prag und Wien ist alles dem Erdboden gleichgemacht, und im ganzen Land ist kaum eine lebende Seele zu sehen."

Der Hof war in Panik und endlich reagierte man: der unfähige Gallas wird abgesetzt. Das Oberkommando übernimmt Erzherzog Leopold Wilhelm, der zwar außer theologischen Studien auch keine militärischen Erfahrungen besitzt, sich aber auf die Feldherrentalente von Piccolomini und Hatzfeld stützen konnte, die eiligst aus den Niederlanden und aus Westphalen herbeigeordert werden.

Baner besaß zu diesem Zeitpunkt noch 12.000 Mann, zuwenig, um seinen Plan umsetzen zu können und in Österreich und Mähren einzufallen. In dieser kritischen Phase starb sein fähigster militärischer Verbündeter, Bernhard von Sachsen-Weimar. Dessen Armee übernahm Marschall Guébrient.

Baner mußte sich nach Sachsen zurückziehen, und obwohl er außer durch Bernhards Heer auch vom Herzog von Longueville, den hessischen Truppen unter Melander und den Lüneburgern unter Klitzingk verstärkt wurde, konnte er die militärische Offensive lange Zeit nicht wiedererlangen.

An diesem Dilemma war auch die relativ große Selbständigkeit der einzelnen Feldherren in der zweiten Hälfte des Krieges Schuld. Es fehlte die absolute Autorität in der Person des Königs, und so glaubte jeder Kommandeur, daß ihm eine andere (natürlich höhere) Rangfolge in der Kommandeurs-Hierarchie zustand. Bevor man sich einigen konnte, wer wem was zu befehlen hatte, war die Schlacht oft schon verloren. Das zeigte sich bei der Belagerung und Beschießung des befestigten Lagers Piccolominis bei Saalfeld. Man mußte sich erfolglos zurückziehen.

Der Versuch, nach Franken einzufallen, wurde durch kaiserliche Truppen vereitelt. Baner mußte ins ausgeplünderte Hessen ausweichen. Vergeblich versuchte er die Offensive zurückzugewinnen; er bot Piccolomini bei Fritzlar eine Schlacht an, dieser wich aber aus und eroberte Höxter. Baner konnte ihn jedoch von dort vertreiben, aber ihn nur mit großer Mühe an einem Einfall in Lüneburg hindern.

Baner setzte unter diesen Bedingungen alles auf eine Karte: in Eilmärschen durchquerte er im Winter 1640/41 Thüringen und die Oberpfalz bis zur Donau. Im Januar 1641 erschien er mit seinem Heer vor Regensburg. Hier waren der Kaiser und die katholischen Stände zum Reichstag versammelt.

Baners Absichten waren mehrschichtig: einerseits war die moralische Wirkung auf die Versammelten nicht zu unterschätzen. War doch hier ein feindliches Heer ohne behindert zu werden und zudem im Winter, unter den Augen des Kaisers aufmarschiert und andererseits wollte er tatsächlich über die vereiste Donau zum Angriff übersetzen. Aber Ferdinand III. behielt einen kühlen Kopf, schloß den Reichstag nicht, sondern verstärkte die Befestigungen und hoffte auf Tauwetter.
Seine Hoffnungen erfüllten sich. Ein Übersetzen des schwedischen Heeres wurde unmöglich. Baner mußte unverrichteter Dinge abziehen; Guébriant trennte sich von ihm, zum einen aus Furcht davor, daß ihm sein Rückzug nach Frankreich abgeschnitten wird und zum anderen aus persönlichen Zerwürfnissen. In letzter Zeit war es zwischen ihnen häufig zu Auseinandersetzungen über die weitere Strategie der Feldzüge gekommen.

Baners Absichten sind in dem Zeitraum von 1639 bis zu seinem Tode nur schwer zu durchschauen. Auf der einen Seite informierte er die schwedische Regierung in z.T. übertriebener Weise über die Mißstände in seinem Heer. Wahrscheinlich wollte er die Regierung in den Glauben versetzen, daß nur er das Heer vor dem Zusammenbruch retten konnte.

Andererseits wurde die schwedische Regierung von Friedensverhandlungen aufgeschreckt, die Baner aufgenommen hatte. Er wurde in seinen militärischen Handlungen zögerlicher, begann sogar mit Erzherzog Leopold zu verhandeln und erregte dadurch das Mißtrauen sowohl des Kaisers als auch das seiner Verbündeten. Diese Ungewißheit seiner Ziele führte z.B. auch zum Rücktritt des hessischen Feldherrn Melander.

Wahrscheinlicher ist jedoch, daß Baner in diesen Jahren sein Leben, seine persönlichen Ziele und die erreichten Ergebnisse überdacht und Defizite ausgemacht hat. Er konnte sich durchaus vergleichen mit Männern wie Wallenstein, Mansfeld , Bernhard oder mit Kriegsgewinnlern wie Piccolomini und Gallas. Seine Familie war alter, wenn auch enthaupteter, schwedischer Adel. Und nach der Schlacht von Nördlingen, bei der das Heer von Horn zum großen Teil vernichtet wurde, war Baner das einzige schwedische Bollwerk in Deutschland gegen die Kaiserlichen sowieso und neuerdings, nach dem Prager Frieden, auch gegen die Sachsen.

Die Stimmung zwischen Brandenburg und Schweden war auch nicht mehr die beste, denn die junge schwedische Königin weigerte sich beharrlich, den Kurfürsten von Brandenburg zu heiraten.

Wenn sich Baner unter diesen Umständen zurückzog, nützten den Schweden auch Verbündete wie Richelieu nichts, und Schweden würde der Friede diktiert worden. Einem ehrgeizigen Mann wie Baner fehlte jetzt noch Landbesitz in Deutschland. (Die spätere Ehe mit der Markgräfin von Baden, mit den sich daraus ableitenden Ansprüchen, könnten diese Vermutung bestätigen.) Persönliche Macht war dazumal die Summe von Landbesitz und Geld. Und beides fehlte ihm. Nur Geldmangel hinderte ihn z.B. daran, die nach dem Tod von Bernhard für kurze Zeit herrenlosen Truppen über den Kopf von Richelieu zu kaufen.

Die eindrucksvollen Offensiven 1639/40 bestätigten, daß Baner seine Stellung festigen und in Böhmen Fuß fassen wollte. Nur die geschickte Verteidigung Prags durch Piccolomini und die Weigerung der Bauern, sich für ihn zu erheben, hinderte ihn daran, Herr in Böhmen zu werden.

In der Zwischenzeit sammelte der Kaiser seine Truppen. Als Baner bei Cham mit seinen nunmehr 10.000 Mann starken Heer Winterquartier nahm, stand ihm plötzlich ein dreimal so starkes kaiserliches Heer gegenüber. Nur durch einen überstürzten Rückzug und in Eilmärschen entkam sein Heer einer Katastrophe. Der Vorsprung betrug nur eine halbe Stunde, mit dem er den rettenden Gebirgspaß bei Priesnitz früher als seine Verfolger erreichte. Baner zog sich, krank, versorgt und ohne Aussicht auf eine absehbare Lösung der verfahrenen militärischen Situation bis Halberstadt zurück.

In Halberstadt starb Baner am 10. Mai 1641, nachdem er Torstenson zu seinem Nachfolger empfohlen hatte.

Noch bevor Torstenson eintraf, versuchte Piccolomini die Führungsschwäche der Schweden auszunutzen und Wolfenbüttel, das von schwedischen Truppen belagert wurde, zu befreien. Am 29. Juni 1641 kam es zur Schlacht, die die vereinigten schwedischen und französischen Heere für sich entschieden.

Vor der Schlacht wurde der Leichnam Baners, schwarzverhängt, inmitten des schwedischen Heeres aufgebahrt. Der Sieg wurde - wie die Chroniken berichten - "unter den Augen Baners" erfochten.

Es ist nicht bekannt, daß Baner Kinder hinterließ. Bekannt ist jedoch, daß er dreimal verheiratet war.
Seine erste Frau Catharina Pfuell starb 1636 in Magdeburg. Ihrem Wunsche folgend heiratete er im Lager bei Werben die Witwe des 1633 gestorbenen schwedischen Obristen Georg Ludwig zu Löwenstein-Wertheim, Elisabeth Juliane, geborene Gräfin zu Erbach.
(Interessante Hintergrundinformationen dazu finden Sie unter diesem Link auf die Homepage von Dieter H. Steinmetz.)

Sie soll eine schöne, kluge, sanfte, aber entschlossene Frau gewesen sein. Sie hatte es in letzter Zeit nicht einfach mit Baner. Sein sonst reger Geist verfiel durch das Trinken.

Die Soldaten und Offiziere respektierten sie außergewöhnlich. Sie allein verstand es, ihren oft übellaunigen und ungeduldigen Gatten richtig zu behandeln. Baner war in Heer nie wirklich beliebt; er hat die Stimmung in seinem Heer immer falsch eingeschätz und den ungewöhnlich ausgleichenden Einfluß, den seine Frau bei seinen Leuten ausübte, nie begriffen.

Elisabeth Juliane starb 1640 im Lager bei Saalfeld und wurde in Erfurt begraben.

Es heißt, Baner soll vor Trauer fast den Verstand verloren haben. Das stimmt sicher, aber vielleicht ist diese Betonung des Schmerzes auch nur der Versuch, die damalige allgemeine gesellschaftliche Empörung abzuschwächen, die Baner dadurch provozierte, daß er sich noch auf dem Begräbnis seiner verschiedenen Frau in die Markgräfin Johanne zu Baden-Durlach verliebte.

Drei Monate später heirateten sie. Zum Ärger seiner Offiziere verbrachte er nach der Eheschließung dreiviertel jeder Nacht bei Zechgelagen und dreiviertel des Tages im Ehebett.

Er wurde im Lauf der Monate zänkisch und streitsüchtig und war in letzter Zeit als Feldherr nicht mehr recht zu gebrauchen. Baner drückte sich vor entscheidenden Angriffen, kümmerte sich immer weniger um Sold, Vorräte und Disziplin. Die Soldaten standen erneut vor einer Meuterei.

Sein Nachfolger Torstenson war zum Glück ein guter Organisator, aber auch er hatte alle Hände voll zu tun, um die Lage wieder zu stabilisieren.

Baners Witwe heiratete übrigens 1648 den schwedischen Gouverneur von Reval, Graf Heinrich von Thurn, der 1656 im Kampf gegen die Russen vor Riga fiel.



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