Anmerkungen zur Biographie
Tillys


Anmerkung 1

Tilly sah sich allein schon durch seine Erziehung bei den Jesuiten mit Kaiser Ferdinand II. und dem Bayernherzog Maximilian verbunden.

Diese Erziehung scheint Tilly in mehrfacher Hinsicht geprägt zu haben.

Aus ihm wurde ein Mensch mit fast übertriebener Selbstdisziplin, der nie auf den Gedanken gekommen wäre, andere Befehle als die seines Herzogs oder die des Kaisers auszuführen. Eigenmächtigkeiten wie sie Wallenstein ungefragt durchsetzte, Risiken wie sie Pappenheim einging oder die Hinterlist eines Piccolomini waren ihm fremd.

Trotz seiner 36 Siege in großen Feldschlachten und der Besetzung und anschließender finanzieller Erpressung oder Plünderung zahlreicher Städte, hätte Tilly nie die Geldmittel bereitstellen können, die Wallenstein dem Kaiser wiederholt zur Aufstellung eines neuen Heeres vorschoß.

Im Gegensatz zum politisch ambitionierten Strategen Wallenstein war Tilly ein ausgezeichneter militärischer Taktiker. Aber kein Ökonom. Er konnte seine erpreßten Gelder nicht - wie Wallenstein - durch kluges Wirtschaften oder gerissene Spekulationen vermehren.

Tilly trank nicht, schlief (so hieß es) mit keiner Frau und betete (wie übrigens auch sein großer Widersacher, der Schwedenkönig Gustav Adolf) vor jeder Schlacht. Beide waren davon überzeugt, Gott auf ihrer Seite zu haben.

Tilly hatte jedoch im Gegensatz zum Schwedenkönig im fortgeschrittenen Alter nur einen Wunsch: sein bewegtes Kriegerleben in der Abgeschiedenheit einer Klosterzelle im Bayerischen Altötting zu verbringen.

Kein Wunder, daß ihn sein ungezügelter Reiterführer Pappenheim mit zunehmendem Alter für unfähig und senil einschätzte und deshalb Angriffe wie die auf Magdeburg und bei Breitenfeld auf eigenes Risiko einleitete.

Diese widersprüchliche Frömmelei zwischen militärischer Praxis und moralischem Anspruch machte Tilly bei seinen Soldaten nicht gerade beliebt.

Die Landsknechte konnten vielleicht noch einsehen, daß an den Abenden vor einer Schlacht die Marketenderwagen mit ihren Alkoholvorräten rechtzeitig durch Absperrseile in verbotene Zonen verwandelt und streng bewacht wurden, um den Ausschank zu unterbinden. Wurde ein Landsknecht beim heimlichen Trinken oder Anzapfen der Branntweinfässer erwischt, hängte man ihn auf.

Aber daß Tilly ein geschworener Feind jeden Glücksspiels war, verzieh man ihm nie. Allen Drohungen zum Trotz wurde gewürfelt und Karten gespielt. Obwohl sich herumgesprochen hatte, daß Tilly seine Autorität auch mit drakonischen Mitteln durchsetzte: so ließ er ein wegen überfälliger Soldzahlungen meuterndes Dragonerregiment nach altrömischer Art dezimieren. Jeder zehnte Soldat mußte heraustreten und wurde erschossen.

Solches Vorgehen dämpfte einige Zeit meuternde Gelüste - oder gab den letzten Anstoß zum Überlaufen in gegnerische Armeen.

Als nach der Erstürmung und Zerstörung Magdeburgs ein Söldner sich damit rühmte, 30 000 Taler (!) innerhalb weniger Tage restlos verspielt zu haben, ließ ihn Tilly kurzerhand am ständig mitgeführten Feldgalgen aufknüpfen.

Die Begründung dieses Urteil charakterisiert die ganze Widersprüchlichkeit der Persönlichkeit Tillys:

der Landsknecht habe sein Leben deshalb verwirkt, weil er anstatt ein bürgerliches Leben zu führen, dem Spielteufel in einer Form verfallen wäre, daß sein Weiterleben fortan wertlos wäre....

Daß der Landsknecht erst ein bürgerliches Leben zerstört hat, um an das Geld zu kommen, fiel Tilly offenbar nicht auf ...

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Anmerkung 2

Eine Situation, die dem Betrachter auch in der heutigen Zeit bei Prozessionen in Nordirland regelmäßig vor Augen geführt wird.

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Anmerkung 3

Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 garantierte dem Katholizismus und dem Luthertum Gleichberechtigung im Reich; andere Religionen wurden aber ausdrücklich ausgeschlossen. Die Religionsfreiheit galt aber nur für Reichsstände, also Fürsten, Reichsritter und Reichsstädte; die Untertanen hatten sich entsprechend dem Grundsatz cuius regio eius religio nach dem Landesherrn zu richten, "durften" aber ungehindert auswandern. Der Augsburger Kompromiß brach endgültig mit der Idee der Glaubenseinheit im Reich. Die zahlreichen Unklarheiten dieses Vertrages bildeten die Konfliktpunkte der späteren gesellschaftlichen Entwicklungen, zumal die katholische Kirche diesen Vertrag nicht anerkannte.

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Anmerkung 4

In der Katholischen Liga waren u.a. folgende Interessengruppen vereinigt:

· die Herzogtümer Bayern und Westfalen.

· die Erzbistümer Köln, Mainz und Trier;

· die Bistümer Augsburg, Passau, Speyer und Würzburg;

· die Probstei Ellwangen.

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Anmerkung 5

Neben dem Heer der Liga existierte noch das kaiserliche Heer, unter dem Oberbefehl Buquois. Im Jahre 1609 war allerdings das kaiserliche Heer ein disziplinloser, schlecht bezahlter, verwahrloster Haufen. Dieser chaotische Zustand sollte sich erst 1625 mit der Übernahme des Oberbefehls durch Wallenstein ändern.

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Anmerkung 6

Formal wurden die Auseinandersetzungen geprägt vom Ringen um die wahre Glaubenslehre; tatsächlich waren sie getragen vom Streben der Stände, ihre Macht und Souveränität im Reich zu vergrößern. Am 17. Juni 1617 wurde Erzherzog Ferdinand aus dem Hause Habsburg zum böhmischen König gewählt. Im Gegensatz zum Bestreben der böhmischen Stände war das Ziel der habsburgischen Kaiser stets auf die Erhaltung der religiösen und politischen Einheit des Reiches gerichtet.

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Anmerkung 7

Im Jahre 1609 versuchte Kaiser Rudolf II. die politische Spaltung der Böhmen auszunutzen und entzog den Protestanten die religiöse Duldung. Das löste eine Krise im Reich aus, und ein drohender nationaler Aufstand zwang den Kaiser im Juli 1609 in einem sogenannten "Majestätsbrief" den protestantischen Gottesdienst zu garantieren.

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Anmerkung 8

Die religiösen Auseinandersetzungen in Böhmen lieferten für den Fürsten von Siebenbürgen, Bethel Gabor einen willkommenen Anlaß zu einem Feldzug Richtung Ungarn. Ungarn war halb protestantisch und sofort bereit, sich gegen das Habsburger Joch zu erheben.

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Anmerkung 9

Friedrich wurde vom Kaiser geächtet und verlor dadurch seine Kurwürde und seine Erblande. Die Ächtung Friedrichs war ein Verfassungsbruch und widersprach dem Eid, den der Kaiser bei seiner Wahl zur Sicherung der Privilegien der Fürsten hatte beschwören müssen. Das trug natürlich zur Verhärtung der zunächst konfessionellen Gegensätze im Reich bei. Die deutschen protestantischen Fürsten glaubten, den Krieg beenden zu können, indem sie Friedrich opferten. Die vorgeblichen Verteidiger der Verfassung opferten damit nicht nur ihren Führer, sondern auch ihre Grundsätze.

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Anmerkung 10

Der militärische Ruf Mansfeld´s beruhte sowohl auf dem Schrecken, den er verbreitete, als auch auf seinem organisatorischen Talent. Für die Betroffenen, und das war in der Regel die Bauernschaft, bedeutete die brutale und menschenverachtende Art der Kriegsführung in der Regel das Ende ihrer Existenz. Die unter seinem Kommando kämpfenden Offiziere und Soldaten, selbst für damalige Zeiten der Abschaum der Menschheit, bekamen selten Sold. Sie entlohnten sich durch gnadenlose und unkontrollierte Plünderung der besiegten Gebiete oder besetzten Landstriche. Eine geflügelte Redewendung war der Ausspruch "Wo Mansfeld einfällt, bleibt nichts als Mühlsteine und glühendes Eisen zurück".

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Anmerkung 11

Das Interesse der Niederländer an Mansfeld leitete sich aus der Stationierung spanischer Truppen in der Pfalz ab. Die Niederlande hatten nach einem jahrzehntelangen Krieg mit Spanien einen Waffenstillstand geschlossen, der am 9. April 1621 ablief. Mansfelds Truppen stellten also nicht nur eine Verstärkung dar, sondern bedrohten strategisch günstig die Spanier an ihrer östlichen Flanke.

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Anmerkung 12

Tatsächlich ging es nicht um die protestantische Sache allein: es war von Seiten Dänemarks nichts weiter als ein Versuch, sich als Ostseegroßmacht zu etablieren.

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Anmerkung 13

Dieser "geistliche Vorbehalt" war Bestandteil des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Demzufolge verlor ein geistlicher Reichsfürst Rechte und Einkünfte, Land und Herrschaft, wenn er zum Protestantismus übertrat. Eine Neuwahl durch Dom- bzw. Stiftkapitel mußte einen katholischen Kandidaten zum Nachfolger bestimmen. Durch diesen Vorbehalt sollte die Säkularisierung geistlicher Fürstentümer verhindert werden. Indirekt wurde dadurch sichergestellt, daß beim Glaubenswechsel eines Fürsten dessen Ländereien der Katholischen Kirche erhalten bleiben. Da dieser Vorbehalt den Besitzstand der protestantischen Fürsten in Frage stellte, wurde er von den protstantischen Ständen nicht akzeptiert. Der Kaiser fügte aber diesen "geistlichen Vorbehalt" aufgrund seiner Machtvollkommenheit als Vertragsbestandteil in den Augsburger Vertrag ein.

Der Geistliche Vorbehalt macht in besonderer Weise den Kompromißcharakter des Augsburger Religionsfriedens deutlich.

An der unterschiedlichen Einschätzung der reichsrechtlichen Verbindlichkeit dieses Vorbehaltes entzündeten sich in der Folgezeit schwere Auseinandersetzungen.

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Anmerkung 14

Allerdings sollte das Reichsheer von Maximilian von Bayern und Tilly befehligt werden. Es war Tillys Tragik, daß er nie eine wirklich selbstständige Strategie entwickeln konnte; er war stets an übergeordnete Befehle des bayerischen Kurfürsten oder an die des Kaisers gebunden.

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Anmerkung 15

Mit dieser Logik ist auch Moskau vor der Einnahme durch Napoleon in Brand gesteckt worden.

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Anmerkung 16

Jedem Soldaten standen täglich 2 Pfund Brot, 1 Pfund Fleisch und 3 Liter Bier zu. Das bedeutete für die Stadt Leipzig, daß sie täglich mindestens 300 Zentner Brot, 225 Schlachtochsen und 90.000 Liter Bier bereitstellen mußte. Zusätzlich mußten ca. 900 Zentner Viehfutter für die Pferde angeliefert werden.

Bevor Tilly in die Schlacht zog, forderte er vom Leipziger Rat unter anderem:

"30 Fuder Wein (der Fuder zu 2 Faß), 80 truckene Schinken; 24 Tonnen gute Butter; 80 Seiten Speck; 60 Maß Weinessig; 12 Tonnen frische Heringe; 600 Pfund frische Fische; 100 holländische Käse; 60 Pfund Zucker; 24 Pfund Nelken; 15 Pfund Zimmet; ... Confect: 80 Pfund überzogen mit Anis, 80 Pfund überzogen mit Coriander; 80 Pfunf überzogene Mandeln; 80 Pfund Datteln; 200 Pfund große Rosinen; 80 Pfund Marcipan... usw. usw.[20]

Es erhebt sich unter diesen Umständen die Frage, ob das kaiserliche Heer die anschließende Schlacht nicht evtl. durch volle Bäuche verloren hat?

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Anmerkung 17

Als Tilly im September 1631 Übergabebedingungen mit der Stadt Leipzig aushandelte, forderte er damals 200.000 Taler. Es ist nicht eindeutig dokumentiert, ob er diesen Kriegsschatz nicht bereits im Oktober 1631 auf der Flucht vor den vorrückenden Schweden nach Nördlingen verlor...

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